Unsere Picknick-Area ist Luxuriös. Das Toilettenhaus mit Sitzklo und Dusche. Eine riesige Anlage mit durchaus funktionierenden Karussels

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Betonplatten, zum Teil mit Dach, auf denen die Pickanick-verrückten Iraner abends ihre Wurfzelte aufbauen auch auf dem (zur Not geht Picknick und Schlafen auch auf dem Bürgersteig),

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Schlafräume (ummauert, überdacht, vorne halboffen, mit Teppich ausgelegt), je für Männer und Frauen,
Hinter unserer Picknickarea liegt eine bewaldete Halbinsel. Über eine kleinen Strand gegenüber ziehen Männer ein Netzt auf.

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Es herrscht beginnende Flut.

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Viele Vögel.

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Einer der Fischer zieht das Boot, da das Wasser langsam steigt, durch wiederholtes Auswerfen und Ziehen des Ankers näher ans Ufer.

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Vor Bander-Abbas sehen wir Flamingos. Die Stadt ist einer der beiden Haupthäfen des Irans. Viel Industrie, Dunstschwaden in der Luft

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Am Stadtrand, Fischer und Ziegen.

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Die Stadt ist modern, viele Einkaufszentren, hat eine schöne Strandpromenade, auf der abends die Menschen flanieren, Shisha rauchen.

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Wir finden den Hafen, von dem die Fähre abfahren soll. Im ersten Container sagen sie uns, wir könnten mit den Tickets, die wir in der Stadt bekommen, am nächsten Tag schon die Formalitäten starten, obwohl wir erst am 24. fahren wollen.

Am nächsten Morgen, als wir in die Stadt reinfahren, sehen wir lange Schlangen vor den Tankstellen. Schließlich erreichen wir nach etlichem Hin und Her das Haus der Islamic Republic Iran Shipping Line – IRISL. Wir bringen Zeit mit. Tee, Datteln, wir sollen für die Minna 440 € hier und in Shajar/UAE weitere 700€ – 8 h Fähre rüber! – bezahlen. 2 h
Wir fahren weiter ins Atilar-Hotel, die Wifi, eine Wäscherei, und einen Tip fürs nächste Change-Office haben – dies übrigens die Empfehlung eines charmanten höheren Bankmenschen, der mir empfahl, statt seines Bankkurses – 33.200 Rial/€ – doch besser im Change Office zu tauschen. 40.500Rial! Beim IRISL ist der zuständige Mann schon weg.

Wir wollen tanken. Immer noch lange Schlangen vor den Tankstellen. Es gibt keinen Diesel mehr! Wir schütten einen Kanister rein. Am nächsten Morgen wieder im IRISL um 9:00h. Dauer nur noch 1,5 h. Wir fahren zum Atilar-Hotel, Wäsche holen, trinken Tee. Dann zum Hafen, die Leute – wohl Grenzpolizei, kontrollieren unsere Carnet de Passage – sind tiefenentspannt. Tee, Bayern München, Fotos, 6 Männer sind mit uns beschäftigt. Dann schicken sie uns zum übernächsten Haus links. Zoll. Der dortige Zuständige – Kopfstütze am Bürosessel, Namensschild, Iranfahne – sehr leutselig, spricht Englisch, verweist uns dann an den Mann am Nebenschreibtisch. Und dieser ist die Inkarnation der Missmutigkeit, dass er kein Englisch kann, macht da schon gar nichts mehr aus. Gelangweilt, desinteressiert, langsam bis zum Einschlafen. Hin und her die Papiere, es werden Kopien benötigt. Wir haben fast alles dabei, bis aufs Iran-Visum mit Stempel. Draußen vor dem Eingang ein mit Kopierern überfüllter Raum. Kopien kosten nichts. Die Halle leert sich. Fragen des Missmutigen, wir drei zum Zuständigen, der wird laut: I need your tickets. Ich suche in den Unterlagen, der Missmutige hat sie letztendlich, aber erst als ich ihn angehe. Der Zuständige will nach Hause: Come back tomorrow morning 9:00h.

Wir suchen eine Tankstelle. Kein Diesel in Bandar-Abbas! Wir fahren schließlich 50 km östlich aus der Stadt raus, bis wir an der 2.Tankstelle Stoff für die Minna bekommen. Später auf Qeshm erfahren wir, dass der Diesel geschmuggelt wird, raus zu den Schiffen auf Reede. Ein dickes Geschäft.
Wir übernachten vor dem Haus des Roten Halbmondes, dürfen das „Bad“ benutzen, tauschen Printen gegen Walnüsse. Sehr nett! Der Rote Halbmond unterhält an allen Nebenstrecken und Nicht-Autobahnen kleine Häuser, die mit Sanitätern besetzt sind.

Wir stehen rechtzeitig parat in der Zollhalle. Ein Frau, schwarz gekleidet wie die wenigen anderen Frauen hier. Sie spricht gut Englisch. Ich sag, dass wir am 24. fahren wollen. Sie: You are a doctor? You work? At university, retired. Teaching, research? Excellent! Das Eis ist gebrochen. Sie schickt Alex durchs Haus zum Kopieren, um Papiere stempeln zu lassen, er soll mir beim Zusammenheften helfen. Alle Unterlagen, je 1, 2, 3 Kopien. Wir schaffen es, gemeinsam. Als fast alles fertig ist, fragt sie, was wir vorhaben. Wir wollen zur Insel Qeshm. Sie: das Auto bleibt jetzt im Hafen. Ich: aber wir wollen doch erst am 24. fahren. Sie zögert. No Problem! Sie behält die Carnets, gibt uns ihre Handy-Nummern, falls wir Hilfe brauchen. Sie lebt auf Qeshm, fährt jeden Tag nach Bandar-Abbas. Wir tauschen Email-Adressen. Starke Frau!

Wir fahren am Frühnachmittag nach Bandar-e-Pol, können gleich die nächste Fähre nehmen.

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Sie fahren im Dauerbetrieb. Ramponierte Schiffe, daneben Schlepper mit Reifen als Fährpontons. Die Fender zeigen lange Arbeitsspuren.

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Ein alter Seelenverkäufer – aus Holz, ein altes Lenj-Schiff.

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Auf der Insel angekommen begegnen uns als erstes Kamele! Wir hatten um Bandar Abbas schon Schilder gesehen, die wie bei uns vor Wildwechsel hier vor Kamelwechsel warnten…

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Wir kommen am alten Hafen von Left vorbei und sehen ein Lenj-Schiff im Bau.

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Die Nägel am Kopf mit Schafswolle umwickelt. Daneben ein unfertiges Boot, genagelt aus ganzen Baum-Längsscheiben.

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Die Insel ist trocken, sandig, mit Bergen, die sehr durch Wind und Feuchtigkeit erodiert sind.

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Treffen in der einzigen größeren Stadt – Qeshm, 100.000 Einwohner – einen Friseur, der 5 Jahre in Deutschland gewohnt und einen sportlichen Altwagen fährt! Er verpasst Alex gleich eine Rundumbehandlung…

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Er erzählte, am Strand hätte eine Deutsche mit ihrem iranischen Mann ein Restaurant, wir müssten sie unbedingt besuchen.
Frühstück mit ca. 80 Kamelen.

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Vom Kamelhüter verstand ich, dass sie nicht gegessen, sondern nur gemolken werden. Wäre zu überprüfen.
Weiter geht’s die Insel lang. Wir laufen bei Ebbe durchs Wasser. Das Meer hat unzählige kleine Schneckenhäuser an Land gespült.

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Weiter westlich steht eine alte Ölplattform, die abgewrackt wird, am Ufer.

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Ein Fischerdorf, die mit kleinen Booten aus dünnem Holz, mit GFK überzogen, rausfahren. Diese Boote haben sehr starke Außenbordmotoren, sind auf hohe Geschwindigkeit getrimmt und liegen dabei flach im Wasser. Optimal!

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Aber es wird auch noch mit Hand und Netz gefischt.

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Im Spätnachmittag fahren wir ins Star Valley, erodierte Felsen.

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Einer sieht aus wie Lucky Luke.

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Und dann treffen wir eine Schweizerin mit iranischem Mann, der schwyzerdeutsch redet! Die Sonne geht unter, es wird kühl, die Ziegen gehen heim.

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Abends stehen wir auf einer Picknickarea am Meer. Es ist Donnerstag (= unserem Samstag), der Platz füllt sich mit Autos, die Wurfzelte stehen auf, Zeit für Picknick und Shisha.

Am nächsten Morgen suchen wir die Deutsche. Das Restaurant liegt am anderen Ende der Picknickarea. Geschlossen. Davor auf dem Bordstein sitzt Tobias aus Limburg, hinter ihm sein Weltenfahrrad. Jung. Er ist schon eine Weile unterwegs. Erzählt von Georgien, wo er einen schweizer Nomaden traf, der mit Esel, Kamel, Hühnern, die auf dem Eselskarren saßen, und 5 Hunden unterwegs war. Viele Geschichten. Er ist auf dem Heimweg. Wir fahren, da er schon gefrühstückt hat, weiter ans Meer, wo wir netten Besuch bekommen.

Später ist das Restaurant offen, sehr schöne Terassenanlage mit unglaublichem Blick aufs Meer. Ali Reza, der auch lange in Deutschland gelebt hat lädt uns zu Tee, seine Frau, ist noch unterwegs. Ali springt immer wieder hoch. Abends soll wieder geöffnet werden, es gibt noch viel zu tun. Die Handwerker arbeiten nicht nach deutschen Vorstellungen. Shafa kommt dazu, vertritt den Chef. Er sieht aus wie eine junger Ami oder Aussie, spricht ein tolles Englisch und ist Ukrainer. Wir unterhalten uns toll. Er ist schon einige Monate unterwegs, über „work away“ hat er bei Ali arbeitet gefunden als Mann/Handwerker für alles. Ali ist so glücklich mit ihm! Annelie – mit e! – kommt nun dazu. Erzählt über das Leben als Deutsche im Iran. Sie fühlt sich sehr wohl hier, sieht mit ihrem Kopftuch sehr chic aus.
Qeshm ist Freihandelszone. Niemand zahlt Steuern. Es gibt eigene Autonummernschilder. Autos aufs Festland: 120% Steuer! Viele Menschen aus den Emiraten kommen zum Shoppen hierher. Besonders gern wird Diesel zu den auf Reede liegenden Schiffen gebracht. Das erklärt die leeren Tankstellen um Bandar-Abbas….
Wir fahren am Spätnachmittag mit einem der schnellen Boote zur kleinen Insel Hengam raus.

Wir sind zu viert im Boot. Mein Kopftuch verrutscht im Fahrtwind. Herrlich! Nur der Mann am Steuer siehts und lacht. Zeigt uns in einer Bucht den silbern schimmernden Sand.

Wir sehen eine der seltenen, nur hier lebenden Gazellen. Wir landen schließlich auf der Insel. Palmenblätterhütten. Wir sitzen am Strand, der Sand ist noch warm, bekommen sehr lecker gewürzte Shrimps vorgesetzt. Sonnenuntergang.

Als es dunkel ist, fahren wir zurück. Die Handylampe als Bootsbeleuchtung…. Schließlich essen wir im sehr romantisch beleuchteten Restaurant – sehr gut besucht – gegrillten Fisch zu Abend, setzen uns noch mit Shaffa, einem Tschechen und einem Norweger zusammen. Ali und Annelie kommen später. Der Abend wird lang. Wir haben die Minna vor dem Resturant geparkt, nutzen die Dusche und schlafen phantastisch.
Am nächsten Morgen beim Frühstück besucht uns noch ein Iraner aus Nürnberg. Abschied. Shafa lädt uns in sein Land ein. Hoffentlich einmal!
Diese Anlaufstelle bei Alireza und Anneli ist für Weltenfahrer sehr zu empfehlen.

Diesmal kostet die Fähre statt 600.000 Rial nur 210.000, plus 50.000 bar. Wer’s versteht…
Am nächsten Tag bastelt Alex an der Minna, baut die Alu-Trennwand zwischen Führerhaus und Wohnung ein.

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Ich sitz am Wasser und beobachte Vögel, die Flut ist da.

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Auf dem Platz steht nachts wieder ein Autotransporter. Gebrauchte Mercedes aus Dubai, die der Fahrer nach Turkmenistan bringen wird.

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Der letzte Tag im Iran. Nach der Vorbereitung, die wir am Hafen schon betrieben haben, sollte heute alles zügig gehen. Weit gefehlt.

Die Tankstellen sind noch immer leer. Wie gut, dass wir auf Qeshm Sprit bekommen hatten.
Auf dem Hafengelände um 9:15 sehen wir als erstes den Mercedes der Mantei-Leute (Mantei-travel.com). Toll. So können wir den Tag gemeinsam totschlagen, bis um 21h die Fähre ablegt.
Christof und Silvia haben den Gang durch die Institutionen heute gestartet. Zeitweilig überholen sie uns!
Mr. Missmut hat seinen großen Tag. Sein Kollegen kriegen irgendwann selber die Krise, nachdem plötzlich ein Carnet de Passage fehlt, ich zweimal zu den verschiedenen Stellen geschickt werde, schließlich doch etwas laut werde: ER hat es. Um 17h sind wir alle fertig. Richtig!
Die Männer parken die Wagen vor der Fähre. Wir Frauen gehen problemlos und ohne Kontrolle zu Fuß hinterher. Wir warten. Netter Blick aufs Schiff. Ruhe überall. Es gibt Schokolade. Und Kaffee mit einem Schüsschen Grand Marnier aus dem Küchenfläschchen. Himmel!
Abends um 21h beobachten Silvia und ich oben von der Fähre aus, wie noch immer Container auf die Fähre geschoben werden. Gegenüber warten die beiden Camper. Schließlich als Letzte fahren sie aufs Schiff. Gegen 22h legen wir ab. Nach einem kleinen Fertig-Dinner schlafen wir in unseren eigenen Betten über den Schiffsmotoren. Heiß, aber bequem!

Iran: Ein altes Land mit 2500 Jahren Geschichte. Eine Regierung, die nicht zu den Menschen passt. Picknick-Leidenschaft, unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Die Nachteile einer Planwirtschaft. Prachtvolle Bauten und Anlagen, um die sich dann kaum einer kümmert. Wo es doch geschieht, staunen wir. Wilder Autoverkehr, von großer Rücksichtnahme geprägt. Alles ist im Fluß!
Unterschiedlichste Landschaften: Grüne Wälder, trockene Gegenden mit schroffen, teils mehrfarbigen Bergen, grüne Seen in kahlen Tälern, schneebedeckte Berge und heiße Wüsten.

Ein wunderschönes Land! Wir haben viel gelernt. Danke und auf Wiedersehen, Iran!