Schöne Tage auf Olchon

Ein Paradies, nicht nur kahl, aber nur mit staubigen Pisten. Die Müllsammlung ist endlich mal großzügig.

Noch eine Fahrt mit der Fähre. Der Moppi-Ständer ist dabei wegen des deutlichen Überhangs etwas lästig, aber Alex kriegt das immer hin. Viktor ist heute leider nicht am Hafen. Für eine Fährenfahrt nehmen wir übrigens auch gerne Umwege in Kauf!

Lange Strecken durch die großen Waldgebiete. Eine hohe Rauchfahne am Himmel – Waldbrand hinter dem nächsten Hügel. Näher müssen wir nicht dran. vorbei.

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Auf dem Rückweg nach Irkutsk sehen wir plötzlich Traber mit Sulki ihre Morgenrunden ziehen. Scheint hier ein mit Begeisterung betriebener ländlicher Sport zu sein, nach den vielen Pferdetransportern, denen wir auf der Hinfahrt begegnet sind, und der hölzernen kleinen Tribüne zu schließen.

2-RUS_to_Irkutsk_Traber-Training_!

Und dann biegen wir hinter Irkutsk auf die Ost-West-Magistrale – diesen Namen verwenden wir für die Straßen, die uns von Irkutsk im Osten Sibiriens nach Moskau bringen werden. 5000 km liegen vor uns. Denn man los!

Birken, Tannen – einzelne, viele, Straßen – meist mäßig, vereinzelt sehr gut, öfters grottenschlecht – hier die weist uns nach Krasnojarsk, der ersten Großstadt westlich von Irkutsk.

3-RUS_to-Kansk_Birken_!

 

 

4-RUS_to-Kansk_Str.-Wolken

5-RUS_to-Kansk_scl.Str._!

6-RUS_to-Kansk_gelbe-Blumem_B_!

7-RUS_to-Kansk_tanneneWei

Uns fallen rechts und links der Straße die vielen Erinnerungsstellen an Unfallopfer auf. Das reicht vom einfachen Holzkreuz über Grabsteine mit Bild bis zur umgrenzten steinernen Grabstelle. Oft auf gerader Strecke. In Russland sind auf Landstraßen maximal nur 90 km/h zugelassen. Alkohol? Die unverantwortliche Zulassung der massenhaft vorkommenden rechtsgesteuerten japanischen Gebrauchtwagen? Und das bei fast ausschließlich zweispurigen Straßen, die wir gesehen haben! Gekaufter Führerschein wie anderswo???

Das Alkoholangebot in den Läden ist sagenhaft, oft eine ganze Seite nur mit Vodka. Bei deutschem Wein gibt’s immer noch Liebfrauenwein-Verschnitt.

8-RUSS_UnfallopferDSCN3104

Rastplätze – meist mit Reifenreparatur, immer mit „Kafe“, die oft wenig einladend aussehen, die Bedienung ist fast immer muffelig, aber dann doch freundlich. Das hilft uns jedoch auch nicht viel bei kyrillischen Speisekarten. Manchmal kommt dann von einer Seite plötzlich und unerwartet Unterstützung mit ein paar deutschen oder englischen Wörtern, von Menschen, die auch nicht freundlicher aussehen und uns doch bereitwillig helfen.

Wir werden immer satt, wenn wir mal nicht in der Minna speisen wollen.

So haben wir von den berühmten russischen Vorspeisen schon die Okroschka ausprobiert – kalte Rinderbrühe mit Gurken, Frühlingszwiebeln, Senf, Eiern, Zucker und Salz mit einem Schuß Kwas – mag ich natürlich. Die verschiedenen Salate, oft mit roter Beete. Zu allem immer ein tüchtiger Schlag Smetana, hochprozentiger sämiger Sauerrahm. Kartoffelbrei und Frikadelle (Kotleta!) – nicht aufregend, aber sättigend. Beim Kauf von etwas Kuchen zur Tea time erwischen wir immer wieder unter den variantenreich gefüllten Teigtaschen die mit Kartoffeln. Die Pelmeni mit Hack und Zwiebel erkennen wir inzwischen. Die leichte Gemüsemahlzeit, am liebsten mit Nudeln, gibt’s nur in der Minna, dafür aber in den Kafes oft mächtige Fleischspieße. Häufig raucht schon mittags der Grill vor der Tür.

Die Straße führt immer wieder durch kleine Ortschaften. Manchmal mittendurch, manchmal führen Straßen dorthin. Meistens gehen diese nach 20 m schon in Piste über. Und sorgen mächtig für Staub.

10a-RUS-to-Omsk_Dorfpiste-LKW

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Schöne Holzkirchen, dem Holz nach zu schließen noch nicht alt.

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Vor einem Holzhaus steht ein Ural-Motorrad, das wir auch unterwegs gelegentlich sehen. Oft wird es mit Plattform statt Beiwagen als Kleintransporter genutzt.

11b-RUS_to-Kansk_Hh-br.-Ural_! 12-RUS_to-Kansk_alte-Ural_!

Unterwegs in der Ferne ein riesiger Schleppkübelbagger. Tagebau? Später sehen wie einen weiteren. Bei uns im Braunkohletagebau haben wir Schaufelradbagger mit exorbitant höherer Leistung…

13-RUS_to_Kank_Schleppkübelbagger

14-RUS_to_Irkutsk_gr.Bagger_!

Wir tanken mal wieder – der Liter Diesel kostet in Russland ca.58 Cent. Es wird vorher bezahlt! Die Kassenräume der Tankstellen sind tagsüber offen, die eigentliche Kasse aber fast immer schwer vergittert und verglast, Geldübergabe durch Schubkästen. Besonders heftig finden wir abends die Tankstellen mit spiegelverglasten Fenstern und unfreundlicher Lautsprecherstimme.

An dieser eher alternativ wirkenden Tankstelle schafft ein Oldtimer-Liebhaber!

15_RUSS_Oldtimer

Hin und wieder sehen wir Plakate und Mahnmale zur Erinnerung an den 2. Weltkrieg vor nun 70 Jahren. Bei diesem fällt es uns schwer, ernst zu bleiben…

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19a-RUS_to-Kansk_verbrannte-Stääme-pur_!

An der Magistrale, gelegentlich auch vor Supermärkten, verkaufen die Leute Obst und Gemüse aus ihren Gärten, oft auch Honig, Korbflechtereien. Dazu noch alles was der Wald hergibt, Dosen aus Birkenrinde, ausgestopfte Tiere – nicht mein Fall, Beerenschnaps, Bucheckern, Kiefernzapfen, frische und getrocknete Beeren.

Und Bündel aus Birkenzweigen– gleich hinter dem Verkaufsstand aus frischen Zweigen gebunden – für die Sauna. Die gibt es hier fast in jeder Raststätte im extra Häuschen für Klo und Dusche, immer geheizt. Für die Langstrecken-LKW-Fahrer ein geschätzter Genuß. Eine etwas einfachere Dusche nahmen wir in einem Verschlag neben so einer Sauna. Nach Abstellen des Wassers waren wir gleich trocken. Bei dem draußen strömenden Regen nicht ungemütlich…

 

 

Hinterm Haus ein geländegängiges Spielzeug.

19b_RUSS_Gelädegängig

Alex hält das Gelände außerhalb der Pisten und der Magistrale, verglichen mit der Mongolei, für eine wirkliche Herausforderung, da der Boden oft feucht bis sumpfig ist. Die Holzhäuser werden, je weiter wir nach Westen kommen, häufig mit Steinen oder Kunststoffplatten verkleidet. Die Dächer bestehen aus grauen Eternit- oder jetzt auch häufiger aus bunten Kunststoffplatten.

Türkis, blau und grün sind die bevorzugten Farben für Häuser und Dächer.

Abends finden wir einen Rastplatz zwischen Irkutsk und Kansk, der auch noch eine Waschmaschine mit Trockner hat. Der Traum jedes Overlanders!

N 55° 58. 259’, O 097° 54. 891’.

Es geht weiter. Unterwegs ein ziemlich alter Trecker mit Grader dran.

19d_RUSS_Alter Trecker

Krasnojarsk, 1628 am gewaltigen Jenissej gegründet, war eine der letzten Städte, die ausländische Touristen zuließ. Hier starten die Flußreisen, die auf dem 3487 km langen Jenissej durch Taiga und Tundra Sibiriens fast bis an Eismeer führen. Läßt sich auch später noch machen….

Die Stadt am Fluß wirkt auf uns immer noch sehr sowjetisch geprägt. Die Straßenbahnen sehen auch so aus.

19de_RUSS_Str.bahn

Ein Polizist winkt uns an die Seite. Waren wir zu schnell? Er kommt, ernst, fragt. Ich, charmant: „Ja was ni panimaju (Ich kann Sie nicht verstehen)!“ Er lächelt, gibt auf und winkt uns weiter!

Wir suchen auf Tab und Karte das „größte Schiffshebewerk der Welt“ in Krasnojarsk – muß ja am Fluß sein. Versuchen, immer am Fluß entlang zu fahren und landen in der Holperstrasse einer Wohnsiedlung. Wir halten und lesen in den Karten, als vor uns ein Auto hält, ein junger Mann aussteigt und uns anspricht. Max, mit deutsch sprechendem Großvater und 10 deutschen Vokabeln, zeigt uns auf dem Tab das Schiffshebewerk, telefoniert, erklärt uns, dass er uns aus der Stadt rausbringen wird und fährt los. Wir hinterher durch den regen Sonntagsverkehr. Hinter der Stadt hält er, bekommt eine Aachen-Tasche. Abschied.

Max, es war eine Freude, dich zu treffen!

Weiter den Jenissej hinauf. Dann erhebt sich vor uns eine riesige Staumauer. Näher ran können wir nicht. Gesicherter Bereich! Wir folgen der Straße über die Brücke, stellen uns dahinter links vor den Stacheldraht bewährten Zaun, um das größte Schiffshebewerk zu suchen. Sofort laufen zwei Männer, einer in Uniform, aus dem Wachhäuschen auf der anderen Straßenseite auf uns zu. „Ja was ni panimaju!“ Der Soldat holt aus dem kleinen Häuschen neben uns aus einer Tasche ein I-Pad und öffnet das Übersetzer-Programm. Jetzt wird es nett. Er zeigt uns dann das Schiffshebewerk, ich zieh los. Alex erklärt unsere Reise. Nette Jungs!

Das größte Schiffshebewerk der Welt“ beeindruckt uns nicht sonderlich. Da haben wir in Belgien schon größere gesehen! Es ist noch in Benutzung – wenn mal ein Schiff kommt, wie die netten Jungs sagen. Wir haben keines getroffen…

20-RUS_Krasnojarsk_Schiffshebew.1_!

21-RUS_Kras._Sold-Alex_1

Wir fahren weiter über eine Nebenstrecke Richtung Marginale. Viele Leute sind noch unterwegs, picknicken. Während eines kurzen Orientierungspäuschen wird Alex durch das offene Seitenfenster angesprochen. „Seid ihr etwas aus Deutschland??“

Vasilij mit Mutter Klara und Schwester Diana aus Münster (bei Telgte!) auf Besuch bei ihren Verwandten in Krasnojarsk! Das wird mit einer Runde Vodka gefeiert! Alex bekommt den leckersten Kwas unserer bisherigen Reise! Eine richtig nette Familie! Ich unterhalt mich prächtig mit Vasilije, der von unserer Reise fasziniert ist. Münster und Telgte sind sich ja so nah!

22-RUS_Kras._Vasilij_! 23-RUS_Kras-Abendhimmel