Die russische Grenze. Wir sind ein bisschen angespannt. Ob die Russen uns mögen?!?

Das russische Zollgebäude – offene Halle, ein Kontrollhäuschen vorn, ein größeres hinten. Kurze Schlange. Eine Mongolin vor uns schickt mich in das Häuschen. Ernste Polizistin davor, ernste Polizistin drinnen. Autopapiere und Pässe sind gewünscht, ich ruf nach Alex. Ein Polizist im Hintergrund fragt „Alex?“ und brüllt dann ebenfalls aus dem Fenster nach ihm. Pässe eingescannt, Stempel, fertig! 20 m weiter nächstes Haus. Ich rein. Sehr ernster Polizist, der Pässe und Wagenpapiere im PC kontrolliert, mir 4 Formulare in kyrillisch, dann noch ein englisches Exemplar rüberreicht und mich auffordert, jeweils 2 pro Carnet auszufüllen. Tu ich. Dauert. Er kommt um den Schreibtisch herum, hilft mir in gebrochenem Englisch, wird immer freundlicher! Als er die ausgefüllten Papiere hat, sag/zeig ich ihm, dass ich Eingangsstempel in den Carnets brauche. Er erklärt mir, dass jeweils ein Formular pro Carnet, ordentlich gestempelt, die Carnets hier in Russland wären…. Na ja, Herr Putin…

Alex erlebt eine lasche Kontrolle der Minna. Als wir losfahren, kommt der freundliche Polizist hinter uns her gelaufen, um uns mitzuteilen, dass die besagten Papiere auch für Weißrussland gelten!

Dreiviertel Stunde effiziente Zollabfertigung – der schnellste Ablauf, den wir bisher auf unserer Reise erlebt haben!

Los geht’s. Exzellente Straße. Ab sofort sind die Häuser aus Holz. Auch Stein. Kein Ger mehr. Das Land der Burjaten, Irkutsk ist die Hauptstadt.

Da der Sprit hier halb so teuer ist wie in der Mongolei, ist die Minna sehr durstig. An der ersten hochmodernen Tankstelle teste ich meine Kreditkarte mit einer Süßigkeit. Funktioniert. Alex tankt voll. Und sie funktioniert nicht mehr. Alex fährt mit einem Aushilfstankwart zur Bank. Ich bin das Pfand. Erster Eindruck.

1-RUS_to-Ulan-Ude_1.AB!

2-RUS_to-Ulan-Ude_Holzhäuser

3-RUS_to-Ulan-Ude_ohne-Ger_!

Zuerst ist die Landschaft noch braun und kahl, wird dann schnell grüner, bis waldig! Der Wald hat hier gebrannt. Kilometerweit sind die unteren Baumstämme mit niedrigen schwarz, der Baden iscößlingen [sic!] bedeckt. Hohe einzeln stehende schwarze Kiefern und Fichten haben ganz oben noch grüne Äste.

Unvermittelt wird die Straße schlecht. Na ja. Rüttelei kennen wir genug aus der Mongolei.

4-RUS_to-Ulan-Ude_1.-kahl

5-RUS_to-Ulan-Ude_gras-Wald

6-RUS_to-Ulan-Ude_Wald-gebrannt

7-RUS_to-Ulan-Ude_schl.-Str._!

Unterwegs gibt Alex einem liegen gebliebenen Russen Starthilfe.

8-RUS_to-U-Ude_Batt-Hilfe

Der nächste Ort liegt am Fluss. Wir suchen einen ATM und fahren rein. Wohnklötze, ein Industriewerk, in der Innenstadt – mit ATM im Kino, Karte funktioniert – drei, vier Straßen asphaltiert, der Rest ist Piste. Und staubig. Holzhäuser mit schön verzierten Fensterrahmen. Eine entspannte Kuhhirtin und Häuser mit Seeblick.

9-RUS_to-Ulan-Ude_1.ort

10-RUS_to-Ulan-Ude_1.ort_Str.

11-RUS_to-Ulan-Ude_1.ort_Holzh._!

12a-RUS_to-Ulan-Ude_1.ort_unbefestug.Str.

12b-RUS_to-Ulan-Ude_1.ort_Kuhhirtin

13-RUS_to-Ulan-Ude_1.ort_Häuser-See_!

Wir fahren durch einen kleinen Weg zum Fluss, Badestrand! Die Menschen sind neugierig. „Hallo“ Aber keiner kommt heran. Winken und „Bye, bye!“, als wir weiterfahren.

14-RUS_to-Ulan-Ude_1.ort_Strand

Es wird langsam dunkel. An einem Rastplatz mit zahlreichen kleinen Lokalen und winzigen Geschäften fallen uns wie schon vorher an einer Tankstelle die schweren Gitter vor den Auslagen auf. Dieser Teil Sibiriens soll etwas gefährlich sein. Wir bekommen zwei Bier durchs Gitter. Wir schlafen wie immer prächtig.

Auf dem Weg nach Ulan-Ude sehen wir viele kleine Anhänger mit Tanks, aus denen etwas in Flaschen abgefüllt wird. Wir gehen mit einer leeren Wasserflasche hin und bekommen für 50 Cent einen Liter einer braunen Flüssigkeit. Herb-süß. Kwas, ein Getränk aus Brot. Bei den Russen ein Renner. Bei mir auch. Alex mag’s nicht. Alles für mich!

15-RUS_to-Ulan-Ude_UUd_Kwas_!

In Ulan-Ude wollen wir eine Telefonkarte kaufen. Tolle Erklärung, aber auf Russisch. Ich kauf sie trotzdem, kann dann aber Alex nicht anrufen. Ich verstehe, dass es noch 20 Minuten dauert. Auf dem Parkplatz neben der Minna spricht uns auf Englisch ein junger Burjate an. Noch ein Alex. Dann kommen Jeanette aus den USA und Daniela aus China dazu. Alle arbeiten hier. Jeanette seit fünf Jahren. Daniela als Englischlehrerin. Sie spricht auch noch sehr gut Deutsch durch ihr Schüleraustauschjahr auf dem Dorf in Norddeutschland. Sie sind sehr interessiert an der Minna. Alle drei gehen mit uns in den Telefonladen, diskutieren. Noch warten und aufladen. Tun wir. Und unterhalten uns prächtig. Wieder rein. Soll noch länger dauern. Es fehlt uns eine gepflegte Eisdiele hier! Daniela bietet russland-weite telefonische Unterstützung an. Das gemeinsame Bild – eine Russin muss ran zum Knipsen – soll per WhatsApp kommen. Abschied. Es ist toll, euch getroffen zu haben. (Einen Tag später funktioniert immerhin sms, Telefon sporadisch, Internet noch gar nicht. Mal sehen.)

Wir sehen zum ersten Mal den Baikalsee. Blau, uferlos.

16-RUS_Baikalsse-1._ich

Ein schönes Dorf. Eine goldene Kirche in einem anderen. Es ist so schön grün hier!

17-RUS_to-Ulan-Ude_Dorf

18-RUS_to-Ulan-Ude_Kirche

19-RUS_to-Ulan-Ude_Wald-gebr.-grün_!

Die Straße wechselt zwischen geht-so, gut und schlecht.

20-RUS_to-Irk._schlechte-Str.-2

Am Straßenrand kaufen wir Räucherfisch. Gibt’s hier überall. Oft massenweise. Lecker!

 

21-RUS_to-Irk._Räucherf._!

An einer Werkstatt bekommen wir Wasser. Sie haben Kunst vor der Halle.

22-RUS_to-Irk._Tanek-Kunst_!

Kurz vor Irkutsk schrauben wir uns die Straße hoch. In der Kurve ein toller Blick auf den See und für den runterkommenden Gegenverkehr eine solide Betonmauer. Aber bemalt. Peace auf Russisch.

23-RUS_to-Irkut_Peace

Wir sehen wie ein Overlander-Motorrad runterkommt, rüberschaut und zum Cafe in der Kurve abbiegt. Wir hinterher. Martin aus der Ecke von Ilmenau (auch dort hatte Alex eine Baustelle). Endlich ein Cafe zum Reden und Kaffee genießen. Martin kommt aus der Mongolei, hat in der Oasis die Portugiesen getroffen und von der Minna gehört! Jetzt fährt er weiter durch Russland, an der Grenze der Mongolei und Chinas vorbei bis zu einem kleinen Hafen nördlich von Wladiwostok. Dann rüber zur Halbinsel Sachalin, von dort nach Japan, Südostasien, von Timor nach Australien, dann dort arbeiten – ist für einen Zimmermann ja kein Problem. Martin macht das richtig! Er hat schon viel gesehen mit seiner BMW. Er erzählt uns von drei Deutschen, die mit neuen Ural-Motorrädern (russische BMW-Schrotten-Nachbauten – Gruß an Peter in Sief!) auf dem Weg zur Behringstraße nach Alaska sind. Einige hundert Kilometer hinter dem Start waren bei einem Motorrad schon die Stirnräder defekt…. Rüber wollen sie mit Schwimmern unter den Motorrädern. Soviel Wahnsinn braucht Sponsoren.

Martin, komm gut rüber und schreib mal!

24-RUS_to-Irk._Martin-Cafe

25-RUS_to-Irk._Ural-Motorr.unterw.

26-RUS_to-Irk._Martin-Motorr.

Irkutsk, 350 Jahre alt, an der wichtigen Handelsroute nach Osten gelegen. Im 19. Jahrhundert gab es hier in der südlichsten Ecke Sibiriens schon Theater, Schulen, eine für Mädchen!, das älteste ethnografische Museum Russlands, Druckereien, Krankenhäuser, 1898 kam die Transsibirische Eisenbahn, tolle Kirchen und Schnitzereien wie aus Spitze an den Fensterrahmen der alten Holzhäuser.

27a-RUS_Irk._Hh-4_!  27b-RUS_Irk._FR_4_!

27c-RUS_Irk._F-R-5_!

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Viele der prächtigsten Häuser wurden von den Dezembristen gebaut – Adelig, die in den 1820er Jahre gegen den Zaren revoltierten, zur Zwangsarbeit und anschließender lebenslanger Verbannung nach Sibirien verurteilt wurden. Diese hochgebildeten Menschen, wie der Prinz Volkonskij, die mit ihren Familien in Irkutsk lebten, beeinflussten die Entwicklung der Irkutsker Gesellschaft enorm. Sie bauten sich angemessene Holzhäuser.

30-RUS_Irk._Volkonski-Haus

Das schönste dieser alten Holzhäuser, das Shastin-Haus, gehört inzwischen zum Weltkulturerbe.

31-RUS_Irk_Sha_H_voll_!

32-RUS_Irk._Shastin-H_Dach_!

Auf dem Weg weiter zum Baikalsee kommen uns viele kleine Transporter mit selbstgefrickelter Bordwanderhöhung aus Holz entgegen. Pferdetransporter! Manche haben noch einen Sulki hinten drauf.

33-RUS_to-Baikal_Traber_!

An einer Tankstelle hilft Alex, einen runtergekommenen Wolga (ohne Verschlüsse für Motoröl und Wasserkühlung) anzuschieben, der es so bis zur Straße schafft, wo er wieder verreckt. Man versucht es weiter…

34-RUS_to-Baikal_Auto-schieben_!

Wir entdecken die Geheimnisse des Blockhausbaus. Und kluge Kühe.

35-RUS_to-Baikal_Hh-Bau_Alex 36-RUS_to-Irk._Holzhausbau_!! 37-RUS_to-Baikal_Kuhwartehäuschen

Schamanismus soll in dieser Gegend weit verbreitet sein. Vor uns hält ein Autofahrer, geht zu dem Unterstand, legt etwas ab und fährt zügig weiter.

38-RUS_to-Baik_Schstäbe_Min_! 39-RUS_to-Baik_Scha-hütte_!

Wir erreichen die Fähre zur Insel Olchon. Sie hat schon vom gegenüberliegenden Ufer abgelegt.

40a-RUS_Baik._Fähre-Ort

Wir schauen. Einige Stände. Ich kauf mal wieder Ohrringe, bekomme Unterstützung auf deutsch vom Nachbarstand. Viktor, pensionierter Schuldirektor aus Kaliningrad, verbringt den Sommer an seinem geliebten Baikalsee und verkauft mit viel Wissen wunderschöne Steine, darunter mehrer, die nur in dieser Gegend vorkommen. Wir unterhalten uns prächtig. Jetzt hat die Minna einen russischen Follower und ich seine Internetadresse!

40b-RUS_Baik._Fähre-Viktor

Am Hafen beobachten wir, wie auf einem Arbeitsschiff ein Helmtaucher vorbereitet und schließlich ins Wasser abgelassen wird.

41-RUS_Baik_Helmtaucher_!

Die ankommende Fähre, ein roll-on-roll-off-Schiff, lässt die geladenen Auto rückwärts runterfahren, weil sie zu faul ist, die Bugklappe runterzulassen. Die ist auch schon angerostet.

42-RUS_Baik_Fähre-B-see

43-RUS_Baik_Ol_Minna-anlandig_!

Die einen Kilometer lange Strecke kostet nichts. Auf der Insel Olchon angekommen fällt Alex ein alter Anhänger-Grader auf.

44-RUS_Baik_Ol_Anhänge-Grader

Die Insel ist kahl, hat nur Piste, d.h. schon wieder Staub!

Aber wir entdecken ihre Schönheiten! Eine Nebenpiste führt uns zum südlichen Steilufer mit wunderbarem Blick auf die Weite des Baikalsees. Dort sind schon zwei Barkassen mit einer Ladung Touristen eingetroffen. Zwei Fussfaule sprechen mich auf Englisch an. Sehr nette junge Russen.

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Für unserer Erholungs- bzw. Blogschreibeurlaub suchen wir doch etwas Flacheres. Und werden nach gezielter Navigation meinerseits an der Nordseite in einer Bucht fündig, die überhaupt nicht so eng war wie befürchtet. Schließlich haben wir den richtigen Standplatz. Alex richtet noch die Minna aus. Es passt hier!

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48-RUS_Baik_Ol_kuh_Alex_!

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Wir gehen noch schwimmen. Das Ufer ist grobkiesig, im flachen Wasser kommt schöner Sandboden. Das Wasser ist glasklar und saukalt. 15°, wie wir am nächsten Tag feststellen. Aber wir schwimmen im tiefsten See der Welt!

Zum Abendessen gibt es Nudeln mit frischem Bärlauch-Pesto.

Es wird dunkel. Als wir schlafen gehen wollen, scheint es draußen heller zu sein. Im Gras ein Ring von Flammen! Alex hat beim Papier anzünden das spärliche trockene Gras unterschätzt und muss nun löschen gehen.

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Faule Tage. Starker Wind. Die Wolken verändern sich stetig. Am Abend ein besonderer Sonnenuntergang:

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